A B C D F G H J K L M O P Q R S T U V W

Léo

André Léo

Frauen der Commune | Kommunarden | 1824

Der Name André Léo ist ein Pseudonym und besteht aus den Namen ihrer Zwillingssöhne. Eigentlich als Victoire Léodile Béra am 18. August 1824 in Lusignan (Département Vienne) geboren, verstarb die französische Schriftstellerin, Journalistin und Feministin am 20. Mai 1900 in Paris.

Ihre frühe Kindheit verbrachte sie in ihrem Geburtsort bis die Familie 1830 nach Champagné-Saint-Hilaire umzog, wo ihr Vater als Notar arbeitete. 1851 floh sie von dort mit ihrem späteren Mann, dem Journalisten Pierre-Grégoire Champseix, vor der Polizei Napoléons III. nach Lausanne. Dort begann sie ihre schriftstellerische und journalistische Arbeit und kehrte, nach ihrer Amnestie, zusammen mit Pierre-Grégoire und ihren Kindern nach Frankreich zurück. Sie zogen nach Paris und nachdem ihr Mann 1863 gestorben war, widmete sie sich beruflich der Schriftstellerei.

Sie verband die Frauenfrage mit sozialistischen Ideen und aus ihrer Kritik an der Dominanz der Kirche im französischen Schulsystem, forderte sie eine fortschrittliche, der Aufklärung verpflichtete Erziehung. Sie schuf, mit ihrer Forderung nach Gerechtigkeit und Gleichheit bei gleichzeitiger Förderung des Individuums und freier Assoziation, einen neuen Feminismus, der sich vom frühsozialistischen und dem durch Proudhon geprägten Geschlechterbild stark distanzierte.

Mit der durch sie 1866 gegründeten Société pour la Revendication des Femmes, entstand eine Sammelbewegung der wichtigsten Feministinnen dieser Zeit, der auch Louise Michel angehörte. Diese, auch für Männer offene Gesellschaft, stellte nicht mehr die Geschlechterdifferenz in den Vordergrund, sondern betonte deren Gleichheit. Die Unterschiede wurden auf die Sozialisation zurückgeführt und sollten durch gleiche Bildungsmöglichkeiten, unabhängig vom Geschlecht, überwunden werden.

Für André Léo war eine demokratische Gesellschaft ohne die Freiheit der Individuen nicht denkbar und diese finde Ausdruck in den individuellen Rechten der Frauen. Neben ihrem Engagement gegen den Ausschluss der Frauen in der republikanisch gesinnten und durch Männer dominierten Gesllschaft, die Frauen aus der republikanisch-bürgerlichen Mitgestaltung fernhielten, kritisierte sie die soziale Rolle der Mutterschaft, die nur eine kurze Phase im Leben einer Frau sei und Mütter aus der Öffentlichkeit ausschließe.

Trotz inhaltlicher Differenzen, trat sie 1869 in die Pariser Sektion der Internationale ein, was zu Differenzen in der Société pour la Revendication des Femmes führte. Nicht alle Frauen der Gesellschaft lehnten den Kapitalismus ab. Sie verstanden sich selbst eher als bürgerlich-liberal statt sozialistisch und in Folge gründete André Léo 1870 die Frauenorganisation Association pour les Droits des Femmes.

Als es am 4. September 1870 zur Ausrufung der Dritten Republik kam, kritisierte sie, neben fehlenden Sozialreformen, den erneuten Ausschluss der Frauen aus der Politik. Ihre Association pour les Droits des Femmes war eine wesentliche Stütze des Wachsamkeitskomitees auf dem Montmartre und somit war André Léo schon am Aufstand der Pariser Commune beteiligt. Dass die Commune die Entlohnung von Lehrern und Lehrerinnen gleichsetzte, war unter anderem auch Ergebnis ihrer Arbeit in Kommissionen und Klubs und der von ihr mitgegründeten Kommunezeitung La Sociale, die zur Anerkennung feministischer Prinzipien beitrugen.

Nach der Niederlage der Pariser Bevölkerung bei der Verteidigung von Paris gegen die Regierungstruppen, entkam André Léo in die Schweiz. Ihr Versuch, dort das bürgerlich-liberale Lager für eine soziale Revolution zu gewinnen, scheiterte und sie engagierte sich erneut in der Internationalen. Aufgrund ihrer Kritik an Beschlüssen, Zeitschriften der Internationale der Öffentlichkeit zu entziehen und bestimmte Fragen nur noch im Generalrat zu diskutieren, wurde sie mitverantwortlich gemacht für die sich ausweitende Spaltung der Internationale in die Marxistische und die Antiautoritäre.

Bis zu ihrem Tod im Mai 1900 lebte und arbeitete André Léo als Schriftstellerin in Italien und ab 1880 auch wieder in Frankreich, aufgrund der erlassenen Amnestie.