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Vallès

Vallès, Jules

Kommunarden | Rat der Kommune | 1832

Jules Louis Joseph Vallès. Geboren am 11. Juni 1832 in Puy. Schriftsteller und .Journalist. Er führte zunächst das  Leben eines armen Studenten und beteiligte sich an den Demonstrationen am Ende der zweiten Republik; sein Vater, ein dem System ergebener Professor, liess ihn einige Monate nach dem 2. Dezember 1851 einsperren. Nach seiner Rückkehr nach Paris verdiente er seinen Lebensunterhalt mit Stundengeben. war mit Ranc und Arnould befreundet und mit diesen in ein Komplott verwickelt.

Mitarbeiter verschiedener Zeitungen. so bei „L’Evenement“, dann Angestellter der Bürgermeisterei von Vaugirard. Begründete nach seiner Kündigung „La Rue“ (1867), die nach 8 Monaten verboten wurde, schrieb für zahlreiche Zeitungen Artikel, die ihm häufig Verurteilungen einbrachten.

Bei den Wahlen von 1869 war er proudhonistisch beeinflußter „sozialistischer“ Kandidat gegen Jules Simon, der ohne weiteres wiedergewählt wurde. Gründete zusammen mit Longuet „Le Peuple“ und brachte ‚“La Rue“ wieder heraus. Nahm aktiv an öffentlichen Versammlungen teil und wurde im August 1870 wegen Beteiligung am mißungenen Handstreich von La Villette mit Blanquisten verhaftet. Nach dem 4. September Bataillonschef der Nationalgarde, nahm an den Erhebungen vom 31. Oktober teil und wurde zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt.

Im Februar 1871 gründete er „Le cri du Peuple“. Wurde am 26. März von dem 15. Stadtbezirk in den Rat der Kommune gewählt, Mitglied der Volksbildungs- und der Kommission für die Revision der Militärgerichtsurteile. Anhänger der Minderheit. in Abwesenheit zum Tode verurteilt. floh in die Schweiz, dann nach London. Arbeitete unter verschiedenen Pseudonymen für die republikanische Presse. Brachte nach der Amnestie erneut „Le cri du peuple“ heraus. starb am 14. Februar 1883. seine Beisetzung wurde zu einer großen sozialistischen Demonstration.

Werke: „Les Refractaires“, „Les Blouses ou La Famine a Buzanoais“ (1847) und seine dreibändige Autobiographie „Jacques Vingtras: L’Enfant“, „Le Bachelier“ und „L’lnsurge“.


Geboren am 11. Juni 1832 in Puy-en-Velay, Département Haute-Loire, gestorben am 14. Februar 1885 in Paris, war ein französischer Journalist, Romanschriftsteller, Publizist sowie Sozial- und Literaturkritiker. Der Insurgent und gewählte Vertreter der Pariser Kommune setzte sich 1871 ins Exil nach London ab, wo er bis 1880 blieb, um der Vollstreckung des in Abwesenheit gegen ihn ausgesprochenen Todesurteils zu entgehen. Er war Herausgeber der zumeist kurzlebigen Zeitschriften La Rue (1867), Journal de Sainte-Pélagie (1868), Le Peuple (1869), Le Réfractaire (3 Nummern) und Le Cri du Peuple (1871). Jules Vallès wurde als Sohn des Grundschullehrers Louis Vallès geboren, der ein armes, ungebildetes Landmädchen geheiratet hatte. Von den insgesamt sieben, mit großer Disziplin und extremer Härte erzogenen Kindern des Ehepaares überlebten zwei. Bedingt durch die Entlassung und mehrere Stellungswechsel seines Vaters verbrachte Jules Vallès seine Jugend teilweise in Saint-Étienne und ab dem Jahr 1846 in Nantes, wo er bei Ausruf der Zweiten Republik (1848) zum Verdruss seines Vaters eine extremistische Bewegung ins Leben rief, die die Abschaffung des Reifezeugnisses und sämtlicher Diplome forderte. Vorübergehend auf das Lycée Bonaparte (heute Lycée Condorcet) in Paris geschickt, scheiterte er in Nantes bei der Abiturprüfung, überwarf sich mit seinem Vater und kehrte nach Paris zurück, wo er sich für die Ideen Pierre-Joseph Proudhons, des damals bekanntesten französischen
Sozialisten begeisterte und zu den Anführern des Aufruhrs um die Entlassung Jules Michelets vom Collège de France gehörte. Nach dem Staatsstreich Louis Napoleon Bonapartes (2. Dezember 1851), der in ganz Frankreich zu blutigen Kämpfen führte, rief Vater Vallès, um seine eigene Lage und vor allem um seinen Lehrerposten besorgt, den kompromittierenden Sohn nach Nantes zurück und ließ ihn am 31. Dezember 1851 unter dem Vorwand der Geistesgestörtheit in eine Nervenheilanstalt einweisen, wo er bis zum 2. März interniert blieb. Nach dem 4. September 1870 ließ er sich in die Internationale aufnehmen, wurde Chef eines Bataillons der Nationalgarde und beteiligte sich als solcher bei allen
Meutereien während der Belagerung von Paris. Nach der Kapitulation der Stadt gründete er das Blatt: Le Cri du Peuple (Der Volksruf), das offizielle Organ der Häupter der Nationalgarde, und wurde nach dem Aufstand vom 18. März 1871 zum Mitglied der Pariser Kommune erwählt. Nach dem Einrücken der Truppen von Versailles gelang es ihm, nach London zu entkommen, von wo aus er als Mitarbeiter an dem sozialistischen Journal La Resolution francaise, tätig war. In Frankreich wurde er indessen in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Nach der Amnestie vom Juli 1880 nach Paris zurückgekehrt, lebte er von seiner belletristischen Arbeit. Jules Vallès starb am 14. Februar 1885 im Alter von 52 Jahren in seiner Wohnung in Paris (77 Boulevard Saint-Michel). Als der Sarg – bedeckt mit der roten Seidenschärpe, die Vallès als Mitglied der Kommune getragen hatte – am 16. Februar um die Mittagsstunde aus dem Haus getragen wurde, hatte sich davor eine Menschenmenge von etwa 10.000 Personen versammelt. Dem Leichenzug zum Friedhof Père-Lachaise folgten, hinter den Familienangehörigen des Verstorbenen,
Henri Rochefort, die Abgeordneten Antoine Révillon, Clovis Hugues und Georges Laguerre, in Paris gegenwärtige ehemalige Mitglieder der Kommune wie Charles Amouroux, Augustin Avrial, Arnaud, Henri-Louis Champy, Frédéric Cournet, Louis-Simon Dereure, Clovis Dupont, Émile Eudes, Gérardin, François Jourde, Charles Longuet, Benoït Malon, Jules Martelet, Eugène Pottier, Dominique Regère, Raoul Urbain, Édouard Vaillant, Auguste Viard, und verschiedene Delegationen. Es wurden rote Fahnen entfaltet und unterwegs ertönten am Straßenrand die Rufe „Vive la Commune ! Vive la révolution sociale ! Vive l’anarchie !“. Aufgrund eines von den deutschen Sozialisten gestifteten Kranzes kam es zu mehreren Zwischenfällen. Die Polizei griff nicht ein. Die Grabrede hielt Henri Rochefort. Im Jahr 1914 wurde das Grab mit einer Porträtbüste des Bildhauers Jean Carlus geschmückt.