Paris will nicht herrschen, aber es will frei sein

Bürger,

Ihr seid aufgerufen, eure Gemeindeversammlung zu wählen. Zum ersten Mal seit dem 4. Dezember ist die Republik von der Herrschaft ihrer Feinde befreit. Entsprechend dem republikanischen Recht ruft ihr euch durch die Vermittlung eures Komitees selber zusammen, um Männern, die ihr selbst wählt, ein Mandat zu erteilen, das ihr selbst bestimmt. Eure Souveränität ist euch völlig anheimgegeben, ihr seid euer eigener Herr. Nützt diese kostbare, vielleicht einzige Stunde, um euch der kommunalen Freiheit zu bemächtigen, deren sich anderswo die bescheidensten Dörfer erfreuen und deren man euch für so lange Zeit beraubt hatte.

Wenn ihr eurer Stadt eine starke kommunale Organisation gebt, werdet ihr den ersten Grundstein zu eurem Recht, ein unzerstörbares Fundament für eure republikanischen Institutionen legen. Das Recht der Stadt ist ebenso unverjährbar wie das der Nation. Die Stadt muß ebenso wie die Nation ihre Versammlung haben, die ohne Unterschied Munizipalversainmlung, Gemeindeversammlung oder Kommune heißt.

Gerade diese Versammlung hätte noch kürzlich die Kraft und den Erfolg der nationalen Verteidigung sichern können und kann heute die Kraft und das Wohl der Republik befestigen.

Diese Versammlung gründet eine wirkliche und einzig dauerhafte Ordnung, indem sie sich auf die oft erneuerte Zustimmung einer oft befragten Majorität stützt, und beseitigt alle Anlässe zu Konflikten, zu Bürgerkriegen und Revolutionen, indem sie jeden Gegensatz zwischen der politischen Meinung von Paris und der zentralen Exekutivgewalt beseitigt.

Sie schützt zugleich das Recht der Stadt und das Recht der Nation, das der Hauptstadt und das der Provinz, teilt zwei Kräften ihren gerechten Einfluß zu und versöhnt die beiden Geister.

Schließlich gibt sie der Stadt eine nationale Miliz, die die Bürger gegen die Regierung verteidigt, an Stelle eines stehenden Heeres, das die Regierung gegen die Bürger verteidigt, und eine Gemeindepolizei, die die übeltäter verfolgt, an Stelle einer politischen Polizei, die die ehrlichen Leute verfolgt.

Diese Versammlung ernennt aus ihrer Mitte besondere Komitees, die ihre verschiedenen Befugnisse unter sich aufteilen (Unterricht, Arbeit, Finanzen, Wohlfahrt, Nationalgarde, Polizei usw.). Die Mitglieder der Munizipalverwaltung, die unablässig kontrolliert, überwacht und von der öffentlichen Meinung kritisiert werden, sind abberufbar, verantwortlich und Rechenschaft schuldig.

Eine solche Versammlung, die freie Stadt im freien Lande, ihr werdet sie schaffen. Bürger, es muß euch eine Ehre sein, durch eure Stimme zu „dieser Gründung beizutragen. Ihr werdet Paris den Ruhm verschaffen, den ersten Grundstein zu einem neuen sozialen Gebäude gelegt, als erstes eine republikanische Kommune gewählt zu haben. Bürger! Paris will nicht herrschen, aber es will frei sein. Es strebt keine andere Diktatur an, als die des Beispiels. Es will weder seinen Willen aufdrängen, noch ihn preisgeben. Dekrete zu erlassen ist ihm nicht wichtiger als sich einem Plebiszit zu unterwerfen. Es beweist die Bewegung, indem es selber voranschreitet, und bereitet die Freiheit der anderen vor indem es die seine begründet. Es stößt niemand mit Gewalt auf den republikanischen Weg, es begnügt sich damit, ihn als erstes zu beschreiten.