Der 18. März 1871
Schwarz liegt es, dumpf und gewitterschwer,
Weit über der „heiligen Stadt”,
Kaum grauet der Morgen — durchs Nebelmeer
Blickt schüchtern die Sonne und matt.
Doch unter den Wolken sturmgepaart
Bereit zur entscheidenden Schlacht
Hält, dicht um die Fahne der Freiheit geschart
Das Volk, das geknechtete, Wacht
Es stehen die Männer in finsterem Mut
An ihre Kanonen gelehnt,
Im trotzigen Blick der Begeisterung Glut
An Kampf und Entbehrung gewöhnt
Da zuckt ein Blitz aus den Wolken so schwer
Hell auf den Montmartre herab
Bajonette blinken von unten her
Aus dem düsteren Häusergrab
Gespenstisch wälzt sich der Truppen Zug
Her gegen die Garde Nationale,
Auf bebenden Lippen verhaltenen Fluch
Im Herzen des Brudermords Qual
Horch! — Plötzlich wirbeln die Trommeln wild,
„Marsch!” hört das Kommando man gelln,
Und Reiter sprengen durchs düstre Gefild
Die Freiheit, die junge, zu fälln
Laut heulet der Sturm, der Donner kracht
Und Blitze zucken darein.
„Ergebt euch”, so tönt es, “der Übermacht
Versailles’ gewaltigen Reihn!”
„Hoch, Freiheit, Gleichheit!” so schallt es zurück
Stolz flattert das Banner rot
Begeistrung im flammenden Zornesblick
Erwarten die Tapfern den Tod.
Da lösen sich drüben die eisernen Reihn
Rings donnert’s im stürmischen Chor:
„Wir wollen ein Volk von Brüdern sein
Kameraden, die Kolben empor!”
Durchbrochen des Hasses verderblicher Bann —
Umsonst alles Wehren und Mühn
Der Führer, es herzen sich Mann und Mann
Wildfreudig die Augen erglühn.
Kein Morden, kein Schänden des Menschentums
Kein hüben, kein drüben mehr!
So winden die Kränze des höchsten Ruhms
Vereint sich das Volk und das Heer.
Und flammend glühte zum Osten weit
Das mächtige Morgenrot hin.
„Hoch Freiheit”, scholl es, „und Brüderlichkeit,
Und Gleichheit, und — Vive la Commune!”
Verfasser unbekannt, 1876, Johann Most?
in Sturmvögel