Es kann ja nicht immer so bleiben

Lied der Pariser Kommune

Es kann ja nicht immer so bleiben
Dass der Arme gedrückt wird als Knecht
Und dass ihm die Mächtigen, Reichen
Verweigern sein menschliches Recht

Der schweren Bedrückungen müde
Und müde der ewigen Last
Hat die Männer des Arbeiterstandes
Ein Drang nach Befreiung erfasst

Saht ihr die Pariser Kommune
Die mitten in Elend und Not
Ihr Banner so mächtig entfaltet
Ihr Banner, das einige Rot?

Und wenn den Verrätern und Sklaven
Auch diesmal der Sieg noch gelang
Und wenn auch im Blute des Volkes
Das Bollwerk der Freiheit versank,

Und wenn auch alle gemordet,
Die kühn für die Freiheit gekämpft —
Man hat doch die Sehnsucht nach Freiheit
Im Herzen des Volks nicht gedämpft

In Gefängnissen, auf den Galeeren
Sowie bei der Arbeit tönt fort
Als Losung des Volkes noch immer:
Kommune! das heilige Wort

Die Losung wird donnernd erschallen
Aufs neue im Kampf für das Recht
Dann werden die Ketten zerspringen
Dann werden die Toten gerächt

Dann mögen die Frevler erzittern
Die Feinde der Wahrheit, des Lichts
Es ist ihre Herrschaft zu Ende
Es nahet der Tag des Gerichts

Und als Morgenröte der Freiheit
Die Fahne, die rote, wird wehn —
Hoch leb die Pariser Kommune
Bald möge sie wieder erstehn!

Text: Max Kegel (1872)
(Nach der Melodie: Es kann ja nicht immer so bleiben)
in Die Pariser Kommune im deutschen Gedicht (1958)