Das war dein großer Tag, Paris,
Als übern Platz die Menge schrie
Die lärmend durch die Straßen stieß.
Schwarz stand die Rue de Rivoli.
Und Waffen trug der Arbeitsmann.
Die Garde ging dem Volk voran.
Der Märzwind hoch die Fahne blies.
Das war dein groBer Tag, Paris!
Du dehntest deine Brust, Paris,
Und atmetest der Freiheit Luft.
Fraternite! so sang es süß.
Der Geist Marats stieg aus der Gruft.
Was das Jahrhundert dir entriß,
Brach leuchtend aus der Finsternis.
Das Elend sprengte sein Verlies.
Und herrlich war dein Volk, Paris!
Dann kam die blutge Nacht, Paris,
Als Galliffet, der Lohnsoldat,
Durch die lebendge Bresche stieß
Und deine Freiheit niedertrat.
Und Bismarck sagte: Gut, der Mann!
Das Blut Zehntausender verrann
In dunklen Bächen in den Kies.
Das war dein schwerster Tag, Paris!
Und wieder singt dein Volk, Paris,
Das Lied der Freiheit, hell und kühn.
Es klingt das Wort, das sie verhieß
Mit neuer Kraft: Vive la Commune!
Doch hör, Faschistenpack ist nah!
Der neue Galliffet ist da,
Der sein Geschmeiß zum Sammeln blies.
Mach mächtger deine Front, Paris!
Daß, wenn dein Tag ersteht, Paris,
Du nicht vergißt: Noch lebt die Brut,
Die dreimal dich verbluten lieB!
Schlag zu, Paris, und triff sie gut!
Dann wird sie stehn für alle Zeit,
Mit deiner Söhne Blut geweiht,
Die Fahne, die kein Sturm zerblies!
Das wird dein größter Tag, Paris!
Erich Weinert, 1936