Zum letzten Kampfe

Zum Kampfe ! ruft des Zeitgeists Donnerstimme,
Zum letzten Kampf für Freiheit, Brot und Licht !
Erglüh ‘, 0 Arbeitsvolk, in heilgem Grimme,
Bis deine Faust die Ketten all zerbricht.
Für deine Herren hast du stets gerungen ,
Die dann mit deinem Lorbeer schmückten sich
Nun denn , zum letzten Kampf das Schwert geschwungen ,
Zum Kampf, mein Volk, für dich !

“Religion” erklang einst die Parole,
Mit der man oft zur Schlachtbank dich geführt,
Mit der den Menschenhaß von Pol zu Pole
Die heuchlerische Pfaffenbrut geschürt.
Millionen deiner Kinder hat verschlungen
Dies Scheusal, bis sein blutger Stern verblich –
Nun denn , zum letzten Kampf das Schwert geschwungen,
Zum Kampf, mein Volk für dich !

Für Fürst und Vaterland die Losung schallte,
Die Nationen in den Tod gejagt,
Die schon dem Kind, wenn kaum ein Wort es lallte ,
Lakaien und Sklaven in das Ohr gesagt,
Mit der den Schrei des Elends man bezwungen ,
Die Völker trennte und ihr Gut erschlich
Nun denn , zum letzten Kampf das Schwert geschwungen ,
Zum Kampf, mein Volk, für dich !

“Völkerherrschaft!” ward am Seinestrand gerufen ,
Und Barrikaden stiegen trotzig auf:
Wohl neue Herrschaft deine Kämpfe schufen –
Doch wo das Volk nach seinem Sturmeslauf ?
Umsonst, umsonst der blut’ge Sieg errungen !
Vormünder stahlen schnöd dein Erbe sich –
Nun denn, zum letzten Kampf das Schwert geschwungen ,
Zum Kampf, mein Volk für dich !

Kein Stellvertreter kann dich je erretten ,
Mit keiner Herrschaft wirst du glücklich sein ;
So du Erlösung willst von allen Ketten
Wohlan, so schmiede dein Geschick allein !
Ein freies Liebesband nur sei geſchlungen
Um Alle, die zur Arbeit einen sich
Und nun zum letzten Kampf das Schwert geschwungen ,
Zum Kampf, mein Volk, für dich !

Peter Knauer
in Sturmvögel (1888)