Aus den Vororten rückten die Arbeiter an (Commune von Paris)

Die Commune von Paris
Zum sechzigsten Jahrestag

Aus den Vororten rückten die Arbeiter an
Auf die Platze der gärenden Stadt.
Ein alter Soldat, ein bärtiger Mann,
Rief von der Lafette: Paris tritt an!
Kameraden, wir haben es satt!

Und alle Soldaten der Garnison
Marschierten mit mächtigem Schritt.
Voran die Fahne der Revolution,
Sie brachten Gewehre und Munition
Für die kämpfenden Arbeiter mit.

Zwei Generale schlugen sie tot.
Das war das Signal zum Sturm.
Am Abend hatten die Arbeiter Brot.
Da stiegen die Fahnen und Fackeln rot
Bis hoch auf den Stadthausturm.

Sie besetzten das Stadtkommissariat
Mit den Männern aus der Fabrik.
Und als sie verkündet den neuen Rat,
Da küßten sich Arbeiter und Soldat
In der Arbeiterrepublik.

Doch draußen in Wällen und Glacis
Stand Galliffets Kavallerie,
Die blutige Garde des Bürgerviehs
Und heulte: Tod der Commune Paris!
Da jauchzte die Bourgeoisie.

Sie wälzten wie eine Mörderflut
Sich über die Champs-Elysées.
Aus allen Gossen dampfte das Blut.
An dreißigtausend erschoß die Brut.
So starb die erste Rote Armee.

Seit sechzig Jahren schlafen sie schon.
Doch in ihre ewige Nacht
Brausen die Fahnen der Revolution
Von allen Türmen der Sowjetunion
Die das Werk der Commune vollbracht.

Und über der zweiten Roten Armee
Der Geist der Ermordeten schwebt.
Ihr fielt nicht umsonst in den Champs-Elysées!
Für die ihr starbt, eure große Idee,
Die Kommune, sie lebt, sie lebt!

Erich Weinert, 1931
Die Commune von Paris – zum 60. Jahrestag