Das Lied der Kommune

Das war ein Sturm, der hat gefegt
Als ihr zur Zeit des Märzen
Nochmals die Hand ans Schwert gelegt
Ihr freiheitsdurst’gen Herzen
Das war ein Ton wie Rolands Horn
Ein Ruf an die Bedrückten
Nach euch, die in der Bresche vorn,
Millionen Seelen blickten
Und mächtig hell erscholl das Lied
Bis an der Nordsee Düne,
Vom Hauch der Freiheit tief durchglüht,
Das Lied von der Kommune.

Satorys Plan war rot vom Blut
Der edelsten Gefährten
Es trieb empor, die Saat war gut,
Reich wird die Ernte werden.
Wie jubelte der Vatikan,
Wie jauchzten die Talare
Als man die Freiheit schlug in Bann —
Vielleicht auf viele Jahre.
Wacht auf, ihr Kämpen hart wie Stahl,
Dem Unrecht folgt die Sühne !
Zehnfach verstärkt singt unsre Zahl
Das Lied von der Kommune.

Die ihr auf ödem Eiland grollt;
Zum Horizonte starret,
Wohin die freie Woge rollt,
Und der Erlösung harret, — —
Wir fühlen mit bei eurem Leid,
Uns Brennen eure Wunden.
Wir kämpfen in dem letzten Streit
Als Brüder eng verbunden.
Das alte Frankreich schläft noch nicht,
Noch lebt der Bund, der kühne —
Ein Schlag, and jede Fessel bricht
Beim Lied von der Kommune!

Bald kommt ein Tag, er bricht schon an
In voller Morgenschöne,
Wo Frankreich glücklich wird umfahn
Die einst verbannten Sohne;
Es ruft sie heim, kommt helft am Bau
Der Anarchie, der freien
Schon strebt er in des Himmels Blau,
Nichts soll uns mehr entzweien:
Sie decket jeden mit dem Schild,
Stark ist sie wie ein Hüne
Und alle singen freudenwild
Das Lied von der Kommune.

Carl Sahm: 1889