Gedanken eines arbeitslosen Philosophen

Kommune! Ein historisch Wort: denn sie war wohl das größte Ereignis des 19. Jahrhunderts. Kommune! Ein schrecklich Wort: denn es erzittern beim Klange deines Namens die Geldsackseelen von der Südspitze Kalabriens bis zum eisigen Norden des Zarenreiches. Kommune! Ein erlösend Wort: das birgt den Stolz und die Hoffnung derer, die da sind und sein werden.

Der Name Sozialist klingt euch gewohnter, und ihr erschreckt nicht mehr so heftig, wenn ihr das Wort hört. Aber wir wollen es euch verraten: Kommunisten sind wir, rote Kommunisten, und kommunistischere Kommunisten als die Kommunisten der weiland Kommune.

Errichtung des deutschen Reiches und die Niederwerfung der Kommune feiern heute ihr 25jähriges Jubiläum : merk’s, deutsches Volk!

Ein herrlich Bild, ein klassisch Bild, die Zeiten der Pariser Kommune. Der preußische Militarismus auf der einen und die französische Bourgeoisie auf der anderen Seite, ihren Gegensatz vergessend und das todesmutige Proletariat der Kommune in tödlicher Umarmung zermalmend: glaubt ihr wirklich, daß ihr den Mann drosseln könnt, weil ihr das Kind erwürgt habt?

Waren schlechte Gründer, die dummen Teufel, die da die Kommune gründeten. Blieb gar kein Geld hängen an ihren Händen bei dieser Gründung; ihr Erbteil war Exil, Kerker und Füsilierung. Die Kommune, das war die Diktatur des Proletariats! Jawohl, es war ein kleiner Versuch; wir haben aber mittlerweile noch besser diktieren gelernt.
Die erste Kommune mißglückte: Was liegt daran! Aller Anfang ist schwer. Wir werden es besser treffen: Vivat sequens!

Eduard Fuchs, 1896