Krieg den Palästen, Friede den Hütten

Weg, Könige und Nachtgesellen !
Es läßt die Not ihr Banner weh’n !
Das Korn ist reif – und die Rebellen
Sind da, die Ernte abzumäh’n !
Rings hat das Volk den Pflug verlassen ,
Vereinigt zum Empörerrat ;
Es stürzt sich brausend in die Gassen
Und reifen wird im Blut die Saat !

Der Freiheit Morgenrot zu finden ,
Kräht wieder laut des Westens Hahn –
Ein Funken wird nun bald entzünden
aufs Neu den glimmenden Vulkan !
Der Hunger treibt uns ins Verderben ,
Der Speise braucht man – Jeder sprichts.
Das Volk will essen oder sterben ,
Und wenn es klagt – ihr spendet Nichts !

Auf ! Ob man uns auch verfluche
Erhebe dich , o Lumpenpack !
Daß ihn der Häscher nicht durchsuche,
Trag in das Schloß den Bettelsack !
Für ewig dienen — Wort voll Schrecken
Und ewig wimmern – Pest und Tod !
O Schmach , den Tisch für And’re decken ,
Wenn stets uns selber fehlt das Brot !

Wir flehten hungernd und verdrossen –
Wie oft ! — vor eurer Schlösser Pracht –
Doch immer blieb das Tor verschlossen ,
Dem Armen blieb es ewig Nacht !
Nun kommen gar die schwarzen Pfaffen
In unser Dorf mit Trug und Schlich ;
uns mehr der Leiden noch zu schaffen ,
Verbünden Höll und Himmel sich .

Am Tore dräuen die Kosaken ,
Die schwarzen Vögel ſind im Haus –
So nehmt die Sichel auf den Nacken !
Das Korn ist reif ! … Ins Feld hinaus !

Wohlauf zur Mahd ! Der gold’ne Schrecken
Vernichtet blutig unsern Troß !
Sein Messer will zu Boden strecken
Von jedem Zweig den schönsten Sproß
Bis in die nied’re Kammer drohte
Der Häscherblick und Schergengraus ,
Man flüstert gar : wir seien … Rote!
Für Kerker reif und Armenhaus !
Wohlan ! geöffnet sind die Bahnen
Der Schlächterei für uns und sie !
Ihr schriebt das Wort auf eure Fahnen –
Wir schreiben’s nach : Die Jacquerie!”

Es düngt des Auges trübe Welle
Zu schwach der Zukunft Garbenfeld —
Nun tritt das Blut an seine Stelle ,
Und reifen wird im Blut die Welt !
Weg , Könige und Nachtgesellen !
Es läßt die Not ihr Banner wehn !
Das Korn ist reif – und die Rebellen
Sind da, die Ernte abzumäh’n !

Raoul Bravard.
in Sturmvögel (1888)