Achtzehnhunderteinundsiebzig (Märzfeier)

Achtzehnhunderteinundsiebzig —
Wieder atmet Mannesbrust
Märzenluft, der Freiheit Odem,
Frühlingshoffen, Manneslust
Märzensturm braust über Fluren
Die empfangen blut’ge Saat
Über Nacht stürzt er in Trümmer
Des Cäsaren Thron und Staat

Um der Freiheit stolzes Banner
Reiht sich jene kühne Schar,
Die gestählt der Arbeit Mühen,
Es zu schirmen vor Gefahr.
Schon erhebt ihr Haupt die Hyder,
Strecket aus die Fänge schon,
Um die Freiheit zu erwürgen
Und zu zimmern neu den Thron.

Nicht ein Fürst von Gottes Gnaden
Treibt die Henker zur Orgie —
Ordnungsschächer, Krämerseelen,
Freiheitsheuchler hetzen sie.
Rache schnaubt die Würgerhorde
Mordet, sengt und brennt und raubt
Stößt den Stahl ins Herz des Kindes
Spaltet kalt der Mutter Haupt.

Aus erschlagnen Feinden türmen
Leichenwälle sich empor,
Fahle Lippen zuckend wimmern
Schauerlich den Sterbechor;
Purpurrot, wie ihre Fahne,
Strömt der Freiheitskämpfer Blut,
Und den Himmel rot und blutig
Färbt der Flammengarbe Glut

Und die Helden, überwunden
Von der hundertfachen Macht
Sinken flucherfüllten Herzens
In die ew’ge Grabesnacht.
Was im Kampfe nicht gefallen,
Was dem Standrecht noch entrann,
Frißt die trockne Guillotine,
In Cayenne würgt der Bann

Doch der Fluch im Herz der Toten
Keimt als Rachesaat empor:
Wenn ein neuer Völkerfrühling
Neues Leben lockt hervor —
Aus der Asche jener Helden
Steiget auf, dem Phönix gleich,
Dann die Freiheit, um zu festen
Ewiglich ihr herrlich Reich.

Prolog zu Feier des 18. März 1871, von Friedrich Wilhelm Fritzsche, 1878 (?)

D: Poesie und Prosa ohne Musik | 1878